Karate Kid: Legends

Karate Kid: Legends | Wenn Wiederholung zum Geschenk wird

Hollywood liebt Comebacks. Und manchmal lieben wir sie auch. Karate Kid: Legends ist der neueste Eintrag in einer Reihe, die längst Kultstatus erreicht hat. Und ja – wer sich eine cineastische Frischzellenkur erhofft, dürfte enttäuscht aus dem Kino wanken. Denn dieser Film wagt nichts. Er kopiert. Und das völlig schamlos.

Sony Pictures

Der Plot ist eine fast schon penible Replik des Originals von 1984: Ein Teenager zieht mit seiner Mutter in eine neue Stadt. Neue Schule, neue Feinde, neue Unsicherheiten. Der Junge entdeckt Karate – und muss sich im großen Turnierfinale gegen einen überzeichneten Gegner beweisen. Gut gegen Böse. Training gegen Arroganz. Innere Stärke gegen äußere Übermacht. Wer Überraschungen sucht, findet hier bestenfalls eine liebevoll aufgefrischte Kulisse.

Und doch: Ich verlasse das Kino mit einem breiten Grinsen. In der Reihe vor mir klatschen sich Kinder ab, jubeln, lachen – "Er hat gewonnen!" ruft ein Junge mit leuchtenden Augen. Ich erinnere mich an mein eigenes Ich von damals. Daran, wie es sich anfühlt, wenn ein Film dich glauben lässt, dass Disziplin und Mut alles verändern können. Karate Kid: Legends ist kein Film für Zyniker. Es ist ein Geschenk für eine neue Generation.

Im Zentrum dieser Neuauflage steht Li Fong, gespielt von Ben Wang. Und was der junge Darsteller hier auf die Leinwand bringt, ist bemerkenswert. Mit Charme, Witz und emotionaler Tiefe macht er die Figur zu seinem eigenen Ding. Seine Backstory ist bewegend, ohne ins Kitschige abzudriften, seine Mimik oft zum Schmunzeln, sein Können in den Martial-Arts-Szenen schlicht beeindruckend. Wenn er über das Parkett fegt, wirkt er wie eine moderne Antwort auf das, was einst Jackie Chan so groß gemacht hat. Kein Wunder, dass Chan selbst hier mitspielt – und in gewisser Weise das filmische Zepter weiterreicht.

Die Beziehung zwischen Alt und Jung zieht sich ohnehin wie ein roter Faden durch den Film. Denn neben der Coming-of-Age-Handlung lebt Karate Kid: Legends auch von seinem Ensemble. Die familiäre Chemie stimmt: Mutter, Mentor, Freundeskreis – alles fühlt sich stimmig an. Auch das Wiedersehen mit alten Bekannten dürfte bei vielen Fans für wohlige Nostalgie sorgen. Ralph Macchio als gealterter Daniel LaRusso ist mehr als ein Cameo. Jackie Chan bringt nicht nur seine Präsenz, sondern auch die typische Mischung aus Ernst und Humor mit. Und dann ist da noch Joshua Jackson – ja, der Joshua Jackson – der in einer Nebenrolle als Vaterfigur auftaucht und den Film für 90er-Kinder wie mich endgültig in den Erinnerungs-Olymp hievt.

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Man kann dem Film vieles vorwerfen: seine Vorhersehbarkeit, die dramaturgische Sicherheit, das fast formelhafte Aneinanderreihen von Trainingsmontagen, Konflikten und großen Turniermomenten. Aber genau das ist auch sein Konzept – und sein Versprechen. Karate Kid: Legends will niemanden überfordern. Der Film setzt auf einfache Mittel: Herz, Bewegung, Verbindung. Es geht um Freundschaft, Familie und Kampfgeist. Um klassische Werte, die hier ganz ohne ironische Brechung inszeniert werden. Und das funktioniert überraschend gut.

Natürlich kann man fragen, ob es dafür wirklich eine neue Version gebraucht hat. Aber vielleicht stellt sich die Frage gar nicht. Denn Karate Kid: Legends richtet sich nicht in erster Linie an diejenigen, die den Originalfilm im Schlaf zitieren können. Er richtet sich an deren Kinder – an ein junges Publikum, das sich noch nie durch ein Turnierfinale mitgefiebert hat. Für sie ist dieser Film kein Remake. Es ist ihr erster Karate Kid. Ihre erste Begegnung mit dem Gefühl, dass man – mit genug Mut und Hingabe – alles schaffen kann. Und genau dafür ist dieser Film gemacht.

Was bleibt, ist ein klassischer Crowdpleaser. Einer dieser Filme, die man mit der ganzen Familie schauen kann, ohne sich dafür schämen zu müssen. Ein Film, der an keiner Stelle radikal ist – aber der in seiner Sanftheit, seinem Optimismus und seiner Nostalgie genau das bietet, was viele andere große Produktionen heute vermeiden: Einfach mal wieder ein gutes Gefühl.

Fazit:
Karate Kid: Legends ist nicht innovativ, nicht überraschend, nicht neu. Aber es ist ein ehrlicher, herzerwärmender Film, der weiß, was er will – und das auch liefert. Für Fans der alten Schule ist er eine liebevolle Erinnerung. Für Kinder von heute ein möglicher Einstieg in die Welt der Underdogs. Und manchmal, da reicht das völlig aus.

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