Weapons

Gutes Handwerk, wirrer Mix – Zach Cregger sucht den Horror der anderen Art

Ein Horrorfilm mit vielen Ideen, starken Bildern – und einer Geschichte, die sich in ihrem eigenen Anspruch verliert

Zach Cregger (Barbarian) liefert mit Weapons einen Horrorfilm, der vieles anders machen will – und es zum Teil auch tut. Doch zwischen cleverer Inszenierung, skurrilen Episoden und starken Einzelmomenten verliert sich der Film in einer überambitionierten Genre-Collage, die mehr verspricht, als sie letztlich einlöst. Das Ergebnis: visuell beeindruckend, erzählerisch ernüchternd.

Weapons Filmszene

© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.

Von oben, unten und ganz nah dran: Wenn die Kamera der Star ist

Was man Weapons definitiv nicht absprechen kann, ist sein inszenatorischer Ehrgeiz. Vor allem die Kameraarbeit sticht heraus – und das im besten Sinne. Mal bewegen wir uns auf Kindeshöhe und sind den Figuren unangenehm nah, mal gleiten wir scheinbar schwerelos durch Vorgärten, Schulflure oder Albträume. Und wenn sich eine Tür öffnet, tut sie das oft nicht leise – sondern schleudert uns förmlich aus der Szene. Dieser filmische Spieltrieb ist beeindruckend und zeugt von einem Regisseur, der visuell einiges wagt.

Unterstützt wird das Ganze von einem sparsam eingesetzten, aber wirkungsvollen Sounddesign: Keine Jumpscare-Dauerbeschallung, sondern gezielte klangliche Nadelstiche. Wenn Musik oder Geräusche auftauchen, haben sie eine Funktion – sie erschrecken nicht, sie beunruhigen. Und genau das ist in Zeiten lauter Schockeffekte fast schon eine Wohltat.

Weapons Filmszene

© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.

Viel Stil, wenig Substanz?

Doch leider bleibt Weapons trotz starker handwerklicher Qualitäten erzählerisch seltsam kraftlos. Cregger präsentiert seine Geschichte in Form loser Episoden, die sich nach und nach zu einem größeren Ganzen zusammenfügen sollen. Sollen – denn was sich zunächst wie ein erzählerisches Puzzle anfühlt, löst sich letztlich als überraschend konventionelle Schauermär auf. Statt einer komplexen Meta-Erzählung gibt es ein düsteres Märchen, das irgendwo zwischen Brüder-Grimm-Groteske und nihilistischem Mystery-Thriller pendelt.

Dabei verschenkt der Film viel Potenzial. In den einzelnen Segmenten stehen häufig Nebenfiguren im Fokus, deren Perspektiven die Handlung ausbauen sollen – doch allzu oft fragt man sich: Warum eigentlich? Die Charaktere wirken überzeichnet, ihre Entscheidungen irrational, ihre Emotionen eindimensional. Die naive Lehrerin, der korrupte Cop, der eitle Schulleiter oder das beunruhigend blasse Kind – all das erinnert mehr an Archetypen aus TV-Anthologien als an Figuren, mit denen man mitfühlen kann oder will.

Horror-Comedy? Mystery-Drama?

Cregger hat mit Barbarian bewiesen, dass er Genregrenzen gekonnt aushebeln kann. In Weapons übertreibt er es allerdings. Der Film will gleichzeitig Horror-Komödie, Gesellschaftskritik, Mystery-Puzzle und düsteres Drama sein – und das zersplittert die Atmosphäre. Während manche Szenen mit absurdem Humor funktionieren und sogar wirklich witzig sind, reißen andere durch ihr übertriebenes Pathos oder ihre Belanglosigkeit aus der Immersion.

Was vielen Zuschauer:innen als mutiger Genre-Mix gefallen könnte, wirkt hier oft wie ein Flickenteppich aus unvereinbaren Tonlagen. Die stilistische Vielfalt wird zur Stolperfalle – und der Film weiß nie so recht, was er uns eigentlich erzählen will. Das führt dazu, dass man zwar immer wieder neugierig ist, was als Nächstes passiert, aber selten emotional involviert bleibt.

So ernüchternd die erste Sichtung auch sein mag – Weapons ist kein Film, den man sofort abschreiben sollte. Mit der richtigen Erwartungshaltung und in der passenden Runde kann der Film durchaus unterhalten. Wer weniger Wert auf Stringenz legt und mehr Freude an formaler Spielerei, rätselhaften Strukturen und schwarzem Humor hat, könnte hier einen ungewöhnlichen Kinoabend erleben.

Und vielleicht ist Weapons auch einer jener Filme, die erst beim Rewatch ihre Wirkung entfalten. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt, fällt der enttäuschte Blick auf die „Auflösung“ vielleicht weniger schwer – und man kann sich stärker auf die Einzelheiten konzentrieren: die Kamera, die Kompositionen, den Mut zur Eigenwilligkeit.

Weapons Filmszene

© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.

Fazit: Mutiges Konzept, halbgare Umsetzung

Zach Cregger zeigt mit Weapons Mut zur Form, aber Unsicherheit in der Erzählung. Der Film beeindruckt mit starker Kameraarbeit, atmosphärischem Sounddesign und origineller Struktur – scheitert aber daran, daraus eine wirklich packende Geschichte zu formen. Zwischen ambitioniertem Kunsthorror und kruder Märchensymbolik bleibt vor allem ein Eindruck zurück: Hier war jemand mutig – aber eben auch ein bisschen verloren.

Wer Lust auf etwas Unkonventionelles hat, sollte Weapons dennoch eine Chance geben. Nur bitte nicht mit dem Wunsch nach Gruselgarantie – sondern mit Offenheit für einen seltsamen, manchmal faszinierenden, manchmal frustrierenden Film.

Weapons Filmplakat

© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.

Zurück
Zurück

39. Fantasy Filmfest

Weiter
Weiter

The Fantastic Four: First STeps